Veganes Leder

Veganes Leder aus industriellem Biomüll

Viele VeganerInnen entscheiden sich dazu, Veganismus nicht nur auf ihre Ernährung zu beschränken, sondern auf den ganzen Lebensstil zu erweitern. Auch wir verzichten nicht nur auf tierische Lebensmittel sondern auch auf Beautyprodukte, die an Tieren getestet wurden
oder tierische Inhaltsstoffe haben und möchten uns außerdem weder in Wolle und Seide noch Leder kleiden.

Stichwort Leder: damit kommen wir zum industriellen Biomüll. Wer als VeganerIn keinem Tier schaden möchte, aber trotzdem nicht auf die Ästhetik einer Ledertasche oder eines Ledergeldbeutels verzichten will, kann auf industriellen Biomüll zurückgreifen. Was, Biomüll? Wir verstehen, das hört sich nicht so sexy an. Was aber, wenn er plötzlich den netten Namen Ananas- oder Apfelleder trägt, sich weich und geschmeidig anfühlt und so aussieht wie Leder, es aber nicht ist. Oh ja, schon viel besser!

Mit nur ein paar Verarbeitungsschritten kann tatsächlich aus Äpfeln und Ananasblättern eine Lederalternative hergestellt werden, die vom Aussehen und vom Anfühlen dem tierischen Leder richtig nahekommt. Gut für uns VeganerInnen und alle, die auf der Suche nach einer leidfreien Alternative sind.

Vegane Lederarten

Mittlerweile gibt es schon einige vegane Lederalternativen am Markt, sodass man fast den Überblick verliert. Wenn du keinen Local-Vegan-Leather-Dealer in deiner Nähe hast, dann mach dich im Internet auf die Suche, dort wirst du sicher schnell fündig.

So, welche Lederalternativen gibt es denn? Es folgt eine unvollständige Auflistung. Unvollständig deshalb, weil sich auf diesem Gebiet unglaublich viel tut und mit großer Wahrscheinlichkeit bereits weitere Lederalternativen aus anderen pflanzlichen Stoffen entwickelt werden, die wir noch nicht kennen.

• Apfelleder
• Ananasleder
• Weinleder
Korkleder
• Papierleder
• Pilzleder (u.a. aus Kombucha)
• Kakteenleder
Leder aus Plastikflaschen

Verwendung

Veganes Leder ist sehr robust, teilweise wasserabweisend, atmungsaktiv und hat eine angenehme Habtik. Wie auch aus dem tierischen Pendant lassen sich aus veganem Leder Schuhe, Mode-Accessoires wie Taschen, Gürtel und Geldbeutel sowie Möbel produzieren.

Herstellung

Da es uns zwei Lederarten ganz besonders angetan haben, wollen wir in diesem Blogeintrag auf Apfelleder und Ananasleder genauer eingehen und von deren Herstellung berichten. Im Vegavita-Blog findest du außerdem weitere Blogartikel, in denen du mehr über Korkleder erfahren kannst und darüber, wie aus recycelten PET-Flaschen Taschen werden.

Apfelleder wird aus den Abfallprodukten, die bei der Herstellung von Saft oder Püree anfallen, hergestellt. Äpfel enthalten viel Zellulose, ein Ballaststoff, der in den Reststoffen der Apfelverwertung zurückbleibt und üblicherweise als Biomüll bezeichnet wird. Dieser Rückstand nennt sich Trester und muss erstmal getrocknet, um anschließend zu einem feinen Pulver vermahlen zu werden. Letzteres wird mit ein paar Zauberzutaten vermischt und auf einen Canvas (Stoffunterlage aus Baumwolle) Schicht für Schicht aufgetragen. Je nach Verarbeitung entstehen unterschiedliche Lederimitate, die durch das Backen im Ofen ihren letzten Verarbeitungsschritt durchlaufen.

Ananasleder wird aus Ananasblättern hergestellt und trägt den schönen Namen Piñatex (Piña ist das spanische Wort für Ananas). Man mag es nicht glauben, aber aus den Fasern der zackigen und borstigen Blätter entsteht ein weiches veganes Leder. Die Fasern werden zu einem Gewebe verarbeitet, das als Grundlage für die Produktion dient. Nach dem Verarbeitungsprozess ist es nicht nur weich, sondern auch atmungsaktiv, wasserabweisend und reißfest.

Auch hier sprechen wir von industriellem Biomüll, denn die Blätter sind ein pures Nebenprodukt der Ananas-Landwirtschaft. Den Ananasbauern kommt die Weiterverarbeitung des ansonsten entstehenden Abfalls zugute, denn so entsteht für sie eine zusätzliche und neue Einnahmequelle.

Ist veganes Leder ökologisch einwandfrei?

Die Motivation hinter einem veganen Lebensstil besteht oft nicht nur aus ethischen, sondern auch aus ökologischen Gründen. Wie gut, dass veganes Leder an sich ein extrem ökologisches Produkt ist. Es ist nicht nur recyclebar sondern sogar biologisch abbaubar und besteht vor allem aus einem nachwachsenden Rohstoff. Wer seine Tasche also nicht mehr braucht, könnte sie theoretisch (das empfehlen wir natürlich nicht wirklich) in den Wald werfen.

Allerdings nicht, wenn die Lederalternative Kunststoffe enthält wie Polyvinylchlorid (PVC) oder Polyurethan (PU). Abhängig von der Lederalternative und deren Nutzung werden die Pflanzenbestandteile nämlich teilweise auf Kunststoff geschichtet oder mit Kunststoff als Zauberzutat verarbeitet. Wenn in der Produktion nicht auf recycelte Kunststoffe (beispielsweise auf recycelte PET-Flaschen) zurückgegriffen wird, kann man nicht von ökologisch einwandfreien Produkten sprechen. Kunststoffe werden nämlich aus Erdöl hergestellt, was alles andere als umweltfreundlich ist und verrotten leider weder in unseren Lebzeiten, noch in denen unserer Nachfahren.

Unser Fazit:

Für uns sind vegane Lederalternativen eine der besten Entwicklungen auf dem veganen Textilmarkt überhaupt. Im Gegenteil zu tierischem Leder muss bei veganem Leder nämlich kein einziges Tier leiden, Biomüll stammt aus nachwachsenden Rohstoffen, kann weiterverarbeitet werden und dient so als neue Einnahmequellen für Landwirte auf der ganzen Welt und wenn bei der Herstellung ein Kunststoff eingesetzt wird, der sogar aus recycelten Produkten entsteht, schlägt unser veganes Herz noch viel höher. Dadurch bleibt unser ökologischer und ethischer Fußabdruck klein und wir haben was Schickes zum Anziehen ;).