“Kuchen macht glücklich!” ist der Wahlspruch jenes Cafes, das sich als absoluter (gar nicht mehr so geheim-)Tipp ums Eck des Wiener Karmelitermarkts befindet. Ein Spruch, dem eigentlich nichts entgegenzusetzen ist. Kuchen besteht zu großen Teilen aus Fett und Zucker – beides Zutaten, die bekanntermaßen in die Kategorie “Glücklichmacher” einzuordnen sind.

Ein Besuch im Fett und Zucker macht aber ganz besonders glücklich. Bereits beim Herantreten an das Lokal ist klar: Das ist kein 0815-Cafe. Mit ganz besonderem Charme lockt der hübsche Laden nah ans Fenster. Dort sind nämlich kleine Auslagen, versehen mit allerhand Büchern, Taschen, Tonträgern und anderen tollen Dingen aus der, vornehmlich wienerischen, queer-feministischen Popkultur. Beim Eintreten fühlt man sich gleich wie zuhause. Ringsum sind schicke Möbel, die scheinbar willkürlich zusammengewürfelt, doch wunderbar aufeinander abgestimmt sind. Die Wände sind mit Tape-Dekorationen des Wiener Künstlers Nick Prokesch versehen. Vom Einhorn bis zur Skyline schlängeln sich die Klebstreifen-Kunstwerke von Wand zu Wand und runden die glamourös-improvisierte Atmosphäre ab.

In der Mitte trohnt die Kuchenvitrine – ein mehrstöckiger Augenschmaus aus Kuchen, Cookies und mehr. Die Entscheidung fällt schwer. Man will und muss mehrmals kommen, um sich durch die wunderbare, oft wechselnde Vielfalt der süßen Genüsse zu kosten. Das Fett und Zucker zeichnet sich immer wieder durch große Experimentierfreude aus und brachte so schon viele tolle Leckereien zutage. Beispielsweise vegane Punschkrapfen (klassisch in rosa und in einer schwarzen “Gothic”-Variante), veganes Bananenbrot u.v.m.

Im Standard-Repertoir ist auch mein persönlicher Favourite: veganer Apfelstreusel. Doch auch für den Hunger auf Pikantes ist gesorgt: Bohnenstrudel mit Schnittlauchdip und Linsen-Apfel-Salat mit Kräuterbrot als vegane Vor- und Nach- und Zuspeise zum Kuchen- und Kaffeegenuss. Das Allerbeste aber ist, dass fast alle der Speisen laktosefrei, vegan und/oder glutenfrei sind. Das Fett und Zucker achtet nämlich darauf, möglichst viele Menschen zu integrieren. So sind sowohl der Eingang, als auch die Toiletten mit einer extra Rollstuhl-Rampe ausgestattet, die jederzeit von Gästen selbst benutzt werden können – bzw. sollen. Eine rücksichtsvolle Atmosphäre herrscht hier vor und schafft einen geschützten und harmonischen Raum zum Essen, Trinken, Tratschen und Zeitvertrödeln.

Das Fett und Zucker ist lässig, todschick und entzückend in einem. Farbenfroh und mit Liebe zum Detail gestaltet, ist es – übrigens genau wie das Personal – rundum charmant. Die Spiegel der Unisex-Klos sind versehen mit Sprüchen wie zum Beispiel “Warnung: Die Wahrnehmung Ihres Spiegelbildes könnte durch die Beeinflussung von Medien und fragwürdigen Schönheitsidealen beeinträchtigt werden.” Im Sommer lockt das “F+Z” mit einem kleinen, aber feinen Schanigarten. Hier kann man während des Essens Sonne tanken und aus der Entfernung das Treiben des Karmelitermarkts auf sich wirken lassen. Ob Sommer oder Winter: Das Fett und Zucker ist immer einen Besuch wert.